Perspektivenwechsel auf dem Weg
- Maja Guidon

- 11. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Sept.
Wie konnte das nur geschehen? Sie können es nicht einordnen. Sie hatten in den letzten drei Jahren Wunder um Wunder miterlebt und der anfängliche Hoffnungsschimmer verwandelte sich im Laufe der Zeit in eine neue Zukunftsperspektive. Sie glaubten, dass Jesus derjenige ist, der ihnen die Wende bringen würde. Nach vorne gebeugt gehen die zwei Männer ihres Weges, weg von Jerusalem nach Emmaus. Sie wollen alles hinter sich lassen. Weg vom Ort der Trauer und der Niederlage. Die Krise sitzt ihnen tief in der Seele. Wie konnten sie sich nur so täuschen? Jesus hätte sie von der römischen Besatzung befreien sollen und nun ist er tot.

So wie die Jünger haben wir alle schon Krisen – bedingt durch Enttäuschung – erlebt. Die Sicht ist verloren. Wir fühlen uns wie in einem engen und dunklen Kokon. Vielleicht hast du gebetet, vertraut und geglaubt, aber die erhoffte Wende trat nicht ein, oder noch nicht? Manchmal ist es zum Davonlaufen… Es gibt viele Auslöser für Krisen: Beziehungsbrüche, Krankheit, falsche Entscheidungen, Kinder, die ausscheren, Würde, die mit Füssen getreten wurde und vieles mehr. Die Wege damit umzugehen sind verschieden. Du zermürbst dich, was du falsch gemacht hast, zweifelst an dir selber. Oder aber du gehst in eine Haltung der Verurteilung und schiebst den anderen die Schuld zu.
Dann zeichnet sich etwas ab.
Im Unterwegssein schliesst sich den Jüngern ein unbekannter Weggefährte an. Er klinkt sich ins Gespräch ein und interessiert sich dafür, worüber sie sich unterhalten. Er spürt ihre Niedergeschlagenheit, tut so, als ob er keine Kenntnis vom Geschehen der letzten Tage hätte. Sie fragen ihn: «Bist du der Einzige, der nichts davon weiss»? Die Jünger erkennen ihn nicht als menschliche Gestalt, sie sind wie mit Blindheit geschlagen. Jesus beginnt dann den Bogen zu spannen, rollt die Geschichte auf, lässt sie tief blicken, aber trotzdem verstehen sie nicht. Er wendet sich jedoch nicht frustriert von ihnen ab, weil sie anscheinend begriffsstutzig sind.
Erst als er auf ihre Bitte hin am Abend bei ihnen einkehrt und das Brot bricht, da ist es um sie geschehen. In diesem intimen Moment des Rückzugs und dem gemeinsamen Zusammensein geschieht das Unbegreifliche und es kehrt Licht ein. Sie werden erinnert an den letzten Abend, den sie mit Jesus verbrachten. Dann entschwand er und war nicht mehr da. Jesus hat ihre Augen für das grössere Bild geöffnet und ihnen eine neue Sichtweise geschenkt. Sie sagten: «Brannte nicht unser Herz, als er unterwegs mit uns sprach?»
Ich bin froh zu wissen, dass Jesus meinen Weg kennt. Er weiss, wie er mein manchmal verblendetes und verzagtes Herz erreichen und mir neue Perspektive geben kann. Seine Möglichkeiten sind unbegrenzt. Es gibt Dinge, die müssen reifen, um sie mit dem Herzen verstehen zu können. Dabei geht es nicht darum, mir viel Wissen anzueignen. Wirkliche Herzensveränderung geschieht in der Vertrautheit und Nähe mit Jesus. Ich werde geprägt durch das Verweilen bei IHM.
Was bewegt dich? Wo hast du Enttäuschung erlebt? Obwohl Jesus deine Gefühle und Empfindungen längstens kennt, will er es von dir hören. Er wünscht sich auch mit dir Vertrautheit und Nähe und will in deinen Schmerz und deine Enttäuschung, deinen Kokon «reinkommen». So persönlich wie er den Emmaus-Jüngern begegnet ist, kann er auch dein Herz erreichen – mit der gleichen nachhaltigen Wirkung!
Die Täuschung der beiden Männer hat sich aufgelöst. Ihr Herz ist entzündet, die Sicht geschärft und der Auftrag gesetzt. Mit seinem Segen und dem «fürchte dich nicht» geht ihr Weg nach einer nochmaligen Begegnung weiter. Ich wünsche dir da und dort Emmaus-Momente, wo du im Nachhinein sagen kannst: «Brannte es nicht in meinem Herz?»

Maja Guidon
Leiterin von FRAUENzeit (2008 bis 2022)
Kursleiter-Ausbildnerin Body Spirit Soul
und Regionalleiterin BSS Schweiz
verheiratet, vier Kinder





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